Presseberichte
Die Zellerflöte
Oper in 12 Bildern nach W. A. Mozart und Emanuel Schikaneder
Leitung: Charlotte Joss
Theatralische Umsetzung
"Die Zellerflöte" ist eigentlich eine "Zauberflöte", die auf die speziellen Bedingungen des Zeller Chortheaters zugeschnitten ist. Sämtliche Solorollen werden von Chormitgliedern gesungen. Diese treten nach Bedarf aus dem Chor heraus, verwandeln sich, für das Publikum sichtbar, in ihre Figur und verschwinden nach "getaner Arbeit" wieder im Chorverband. Der Chor funktioniert einerseits wie der Chor in der griechischen Tragödie, der beobachtet, kommentiert und allgemeine Schlüsse zieht. In der originalen Zauberflöte sind diese Momente meistens Duette, Terzette und Quintette. Die zweite wichtige Aufgabe des Chores ist die Gefolgschaft Sarastros. Die Chorsängerinnen und -sänger spielen die Mitglieder der Sekte des grossen Sonnenfürsten. Ausserdem ist der Chor auch das Bühnenbild. Die Chormitglieder sind manchmal Kulissen und Requisiten. "Die Zellerflöte" findet nämlich auf einer leeren schwarzen Bühne statt. Die Chormitglieder sind also auch die Mauer vor Sarastros Reich, sie sind die Schlange, sie sind die Feuer- und die Wasserprüfung. Die Kostüme des Chores sind dunkel und neutral. Er erziel alle Effekte mit Halb- und Vollmasken, die der Chor aus Moosgummi selber herstellt. Die Solisten tragen darüber hinaus auch spezifische Kostüme, die sie aber nur zeigen, wenn sie in Aktion sind. Sonst bedecken sie sich mit einem dunklen Mantel. Auch die Kostüme werden von den Chormitgliedern hergestellt.
Das Orchester sitzt hinten auf der Bühne auf einem hohen Podest.
Die stilisierte karge Ausstattung verlangt eine spezielle Lichtkonzeption auf hohem Niveau.
Musikalische Umsetzung
Der Chor übernimmt den grössten Teil der Gesangsnummern, wird also gegenüber dem Original inhaltlich und musikalisch aufgewertet. Die Solopartien berücksichtigen die unterschiedlichen, zum Teil sehr hohen gesanglichen Fähigkeiten der Sängerinnen und Sänger. Sämtliche Gesangsnummern wurden von der Chorleiterin arrangiert.
Die Orchesterarrangements besorgte Kilian Deissler. Das Orchester besteht aus den Grundinstrumenten Gitarre, Bass, Klavier und Schlagzeug. Dazu kommen Horn, Oboe, Saxophon und Akkordeon. Wie bei Mozart werden auch in der "Zellerflöte" die Figuren durch verschiedene Soloinstrumente charakterisiert.
Die Wahl dieser Soloinstrumente hat zum Teil pragmatische Gründe. Der zehnjährige Sänger des 2. Knaben spielt ausgezeichnet Horn. Sein älterer Bruder, der 1. Knabe, ist Preisträger an vielen nationalen Akkordeon-Wettbewerben. Der Orchesterleiter Kilian Deissler spielt Oboe, Saxophon und Gitarre.
Die "Zellerflöte" ist einerseits für einen Kenner der "Zauberflöte" sicher ein grosses Vergnügen, wenn er sieht, mit welchen Mitteln das Orchester die musikalischen Ideen von W.A.Mozart umsetzt. Andererseits erhält auch ein Zuhörer, der die Oper zum ersten mal sieht und hört, einen guten Eindruck von der mozartschen Musik.
Das Zeller Chortheater versucht, die Zuschauer schon beim Einlass in eine andere Welt zu entführen. Wie bei früheren Projekten besteht auch bei der "Zellerflöte" ein Gestaltungskonzept für den ganzen Raum. Die Besucher betreten einen Wald aus bunten surrealistischen Bäumen mit unzähligen Vögeln auf den Ästen, die Welt des Vogelfängers Papageno. Die Chormitglieder werden dazu mit Vogelflöten und "Zwitscherplättchen" das musikalische Ambiente beisteuern.